Lichthaus kaltgestellt by Paul Walz

Lichthaus kaltgestellt by Paul Walz

Autor:Paul Walz
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
ISBN: 9783935263948
Herausgeber: Prolibris Verlag
veröffentlicht: 2013-03-24T23:00:00+00:00


Diesmal fuhren sie in Steinrauschs Auto; und der Kontrast zu Schröders schickem Passat hätte kaum größer sein können. Der beigefarbene Ford Mondeo war alt, aber gepflegt und Lichthaus hatte sich unwillkürlich nach dem Häkelkissen umgeschaut. Am Armaturenbrett klebte ein kleines Foto, das offensichtlich Steinrauschs Frau und seine beide Söhne zeigte. Mit einem Mal wurde ihm bewusst, wie wenig er eigentlich von seinem Kollegen wusste. Aus den Akten war ihm Steinrauschs Familiensituation zwar bekannt, doch sonst war ihm sein privates Umfeld völlig fremd. Er wusste nichts über seine Hobbys, Geburtstage oder auch Probleme.

»Was machen Ihre Söhne?«, fragte er wie aus einem inneren Zwang heraus.

»Tobias«, Steinrausch schaute ihn überrascht an, »das ist der Große, studiert an der FH Maschinenbau. Jonas macht erst nächstes Jahr Abitur am Friedrich-Spee-Gymnasium.«

Lichthaus erinnerte sich dunkel daran, dass Steinrausch in Ehrang wohnte und hatte irgendwann einmal das dortige Schulzentrum wahrgenommen.

»Er will zur Polizei. Ich habe ihm gesagt, er würde spinnen.«

Lichthaus grinste. »Ich würde meiner Tochter ebenfalls abraten.«

Sie fuhren über die Mosel und dann die Bitburger Straße hinauf, da das Kampftraining wegen des Wetters in eine Reithalle bei Aach verlegt worden war.

»Meine Familie stammt eigentlich hier aus Pallien«, begann Steinrausch. »Mein Großvater ist in dem Haus geboren, das 1910 wegen der neuen Brücke abgerissen worden ist. Da steht jetzt der Brückenpfeiler. Er hat mir immer erzählt, wie er den Kaiser bei der Einweihung gesehen hat. Danach sind sie nach Ehrang gezogen, und da wohnen wir bis heute. Aufregend was?«

Lichthaus zuckte die Schultern. Wieso entschuldigte Steinrausch sich für sein ruhiges Leben? Er war nicht der Karrieretyp wie Schröder, doch das machte ihn nur sympathischer.

»Ich war heute Mittag mal auf der Homepage von dieser Vinland Gruppe, um mir die Wegbeschreibung runterzuladen«, er schaute Lichthaus an und grinste. »Die nehmen das alles sehr ernst und tun so, als wären sie fünfhundert Jahre zurückversetzt. Namensweihen, Bernsteinbohren und so ein Zeug, living history, also. Da gibt es auch Chatrooms zu allen möglichen Themen. Wie baue ich mir einen Schild, wie finde ich Gleichgesinnte und so weiter«, er schüttelte den Kopf. »Na ja, jedem Narren seine Kappe.«

»Was denken Sie? Ist das so ein Sammelbecken für Spinner und Perverse?«

»Den Äußerungen im Netz nach sind das ganz normale Typen. Mir kommt es ein bisschen so vor, als träumten sie von einer Zeit, die weniger kompliziert war als heute. Mann gegen Mann, Aufrichtigkeit und ehrlicher Wettbewerb. Kein Psychoscheiß, wenn Sie wissen, was ich meine.«

Lichthaus nickte. »Auf jeden Fall sollten wir die Leute ernst nehmen, sonst kooperieren sie nicht.«

Sie bogen ins Tal nach Aach ab und erreichten, nachdem Steinrausch sich zweimal verfahren hatte, über matschige Wege um kurz nach sieben die Reithalle. Der Hof war groß und gepflegt, doch die Halle war eines dieser hässlichen Dinger, die schnell aus Fertigteilen zusammengebaut worden waren. An die Eingangstür hatte irgendjemand einen Zettel geklebt: Heute Schwertkampftraining. Vor der Längsseite waren bereits einige Wagen geparkt, allesamt Geländefahrzeuge, wie Lichthaus feststellte. Wohl die modernen Turnierpferde. Einen Pajero konnte er leider nicht erkennen. Die Luft hier oben war vom Regen sauber gewaschen, und es roch wunderbar nach Pferden.



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